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Maur
10.06.2023

Gemeinderat will Maurmer Post auslagern

Der Gemeinderat von Maur möchte die Herausgabe der «Maurmer Post» in neue Hände geben.
Der Gemeinderat von Maur möchte die Herausgabe der «Maurmer Post» in neue Hände geben. Bild: Gemeinde Maur / ZO24
Wenn es nach dem Wunsch des Gemeinderates geht, soll die Dorfzeitung «Maurmer Post» an Dritte übergeben werden. An der Gemeindeversammlung vom 13. Juni 2023 wird die Maurmer Bevölkerung darüber abstimmen.

Die Maurmer Post ist das offizielle Publikationsorgan der Gemeinde Maur und erscheint seit bald 50 Jahren. Sie wird einmal pro Woche in gedruckter Form und kostenlos in alle Briefkästen der Gemeinde verteilt und erscheint durchschnittlich 44-mal pro Jahr. Die Mitarbeitenden der Redaktion sind bei der Gemeinde angestellt. Das will der Gemeinderat nun ändern. Er beantragt der Gemeindeversammlung, die Zeitung auszulagern.

Umfrage brachte keine klare Präferenz

Bereits 2021 befasste sich der Gemeinderat mit der Entwicklung der Maurmer Post und lancierte im November 2021 auf Wunsch der Ortsparteien einen partizipativen Entwicklungsprozess. Während einem Jahr wurde in einem breit abgestützten Mitwirkungsforum mit Vertretungen aus allen Anspruchsgruppen wie Ortsparteien, gemeinnützige Vereine, IG Sport, Naturvereine, Kommission Maurmer Post, Redaktion Maurmer Post, Verwaltung, Senioren, Jugend, Kirchen, Kultur und Gewerbe die Weiterentwicklung der Maurmer Post diskutiert.

Ergänzend zu diesem Mitwirkungsprozess führte der Gemeinderat im Frühling 2022 in Zusammenarbeit mit einem Marktforschungsinstitut eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage zur Maurmer Post durch. Die Erkenntnisse aus insgesamt 570 Interviews sind in die Diskussionen des Mitwirkungsforums und in die Erwägungen des Gemeinderats eingeflossen. Im Mitwirkungsforum konnte keine klare Präferenz für die künftige Organisationsform ausgemacht werden.

Professionalisierung angestrebt

Die Gemeindezeitung werde von der Bevölkerung geschätzt und rege genutzt. Angesichts dieser breiten Verankerung möchte der Gemeinderat die Qualität der Maurmer Post nachhaltig sichern, «einerseits durch eine Professionalisierung der heutigen Strukturen und andererseits durch eine zeitgemässe Webseite, welche die gedruckte Ausgabe digital ergänzt und damit den heutigen Nutzungsgewohnheiten Rechnung trägt.»

Dazu komme, dass die Digitalisierung einer Gemeindepublikation technisch komplex und kostspielig sei. Der Gemeinderat ist zudem der Ansicht, dass dies nicht zum Leistungsauftrag einer Gemeindeverwaltung gehöre.

«Die publizistische Unabhängigkeit auf der einen und die personalrechtliche Abhängigkeit auf der anderen Seite stehen im Widerspruch zueinander. Der Gemeinderat ortet hier eine strukturelle Fehlkonstruktion, die er korrigieren will. Umso mehr, als die heutige Konstellation in der Vergangenheit wiederholt zu Konflikten geführt hatte.»
Gemeinderat Maur

«Strukturelle Fehlkonstruktion»

Gemäss Kommunikationskonzept des Gemeinderats soll die Gemeindepublikation Maurmer Post im Kommunikationsmix der Gemeinde Maur weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Um diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden zu können, müsse sich die Maurmer Post weiterentwickeln.

Das Inhaltskonzept der Maurmer Post sieht recherchierte und meinungsbildende Beiträge vor. Diese Form von Journalismus sei fraglos ein zentrales Qualitätsmerkmal der Gemeindezeitung. Sie bedinge aber auch die journalistische Unabhängigkeit der Redaktion. Und genau hier weise die heutige Struktur ein gewichtiges Manko auf, ist der Gemeinderat überzeugt.

«Weil die Gemeinde Maur Herausgeberin der Maurmer Post ist, sind die Chefredaktion und die redaktionellen Mitarbeitenden bei der Gemeinde angestellt und unterstehen folglich der Weisungsbefugnis des Gemeinderats. Die publizistische Unabhängigkeit auf der einen und die personalrechtliche Abhängigkeit auf der anderen Seite stehen im Widerspruch zueinander.» Diese «ungesunde Konstellation» habe in der Vergangenheit wiederholt zu Konflikten in der Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat, Verwaltung und Redaktion geführt.

Fehlende Digitalisierung

Ein anderes Manko der heutigen Maurmer Post ortet der Gemeinderat in der fehlenden Digitalisierung. «Wenn die Maurmer Post auch in Zukunft alle Bevölkerungsteile ansprechen möchte, muss sie sich den heutigen Nutzungsgewohnheiten anpassen und auch elektronisch verfügbar sein», so der Gemeinderat. Als Ergänzung zur gedruckten Version soll das Publikationsorgan darum neu über eine eigene, modern gestaltete Webseite verfügen.

«Die Digitalisierung einer Gemeindepublikation ist technisch komplex und kostspielig. Ausserdem müssen die Kanäle stets an die fortschreitende technische Entwicklung angepasst werden. Beides gehört aus Sicht des Gemeinderats nicht zum Leistungsauftrag einer Gemeindeverwaltung.» Das sei ein weiterer Grund, die Herausgeberschaft an Dritte abzugeben. Ein professionelles Verlagshaus
profitiere von Erfahrung und Skaleneffekten, was die Entwicklungskosten für die Gemeinde reduziere.

Die inhaltliche Leitidee soll unangetastet bleiben: «Die Maurmer Post soll den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Gemeinde fördern, indem sie das Leben in allen Facetten spiegelt, aktuelle Themen aufgreift und Zusammenhänge erklärt und einordnet. Auch an der Kombination aus amtlichem Publikationsorgan und einer politisch unabhängigen Forumspublikation mit redaktioneller Berichterstattung möchte der Gemeinderat festhalten.»

«Auslagerung unbedingt angezeigt»

Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und der Glaubwürdigkeit der Maurmer Post ist aus Sicht des Gemeinderats eine Strukturbereinigung unbedingt angezeigt. Er möchte die Maurmer Post öffentlich ausschreiben und damit das Redaktionsmandat an Dritte übertragen. Nur so sei die journalistische Unabhängigkeit gewährleistet und lasse sich das Verhältnis zwischen Gemeinderat, Verwaltung, Kommission und Redaktion auf eine professionelle Basis stellen. Als künftige Auftragnehmerinnen oder Auftragnehmer würden regionale Medienhäuser oder spezialisierte Kommunikationsunternehmungen in Frage kommen, so der Gemeinderat.

«Bei einem Nein an der Gemeindeversammlung würden die Zusammensetzung und Aufgaben der Kommission Maurmer Post überprüft und neu geregelt. Dies gilt auch für die de facto durch die Kommission Maurmer Post geführten Redaktionsangestellten.»
Gemeinderat Maur

Kommission als Kontrollorgan

Die Kontrolle über Qualität und Inhalt soll trotz der neuen Strukturen in der Gemeinde Maur bleiben. Konkret würde die redaktionelle Hoheit delegiert an die bereits heute bestehende Kommission der Maurmer Post. Diese solle jedoch erweitert und breiter abgestützt werden mit Vertretungen verschiedenster Interessensgruppen wie Parteien, Vereine, Schule und Kirche. All die genannten Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Gemeinde – gestützt auf die repräsentative Bevölkerungsbefragung und den Mitwirkungsprozess – würden für die öffentliche Ausschreibung in einem Kriterienkatalog erfasst und genau definiert, so der Gemeinderat weiter.

Die finanzielle Beteiligung der Gemeinde an der Maurmer Post beläuft sich heute auf durchschnittlich 275’000 pro Jahr. Weil die digitale Erweiterung gegenüber der heutigen Lösung einen bedeutenden Mehrwert darstelle, soll die Ausschreibung mit einem Kostendach von 300'000 Franken pro Jahr erfolgen. Der Zuschlag ginge gemäss Submissionsverordnung an den Anbietenden mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sofern der jährlich wiederkehrende Kredit von der Gemeindeversammlung bewilligt wird, erfolgt die Ausschreibung nach den Sommerferien 2023.  Die Lancierung der «modernisierten Maurmer Post» wäre im 2. Quartal 2024 vorgesehen.

Bei einem Nein an der Gemeindeversammlung würden die Zusammensetzung und Aufgaben der Kommission Maurmer Post überprüft und neu geregelt. Dies gelte auch für die de facto durch die Kommission Maurmer Post geführten Redaktionsangestellten.

Gemeindeversammlung Maur

Montag, 12. Juni 2023, 20 Uhr
Gemeindesaal Looren

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Barbara Tudor