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Maur
11.04.2024
11.04.2024 14:26 Uhr

Bevölkerungsschutzgebäude: Zu teuer für die Steuerzahler?

Bild: Gemeinde Maur
18 statt 9 Millionen Franken. Das geplante Bevölkerungsschutz-Gebäude der Gemeinde Maur wird massiv teurer. Im Juni entscheidet das Stimmvolk. Nun kommen neue Ideen ins Spiel.

Pfungen ist nicht das Zentrum der Welt. Doch der 4000-Einwohner-Ort nordöstlich von Winterthur hat dennoch einiges zu bieten: unter anderem zwei Kirchen, eine frühmittelalterliche Wallanlage und eine grosse Tradition im Radball. Und ein schönes Feuerwehrgebäude. Dies fiel auch einem Maurmer Bürger auf, der neulich im Gebiet der Töss unterwegs war. Seinen Namen will er an dieser Stelle nicht lesen, weil er sich politisch nicht exponieren mag.

Beim Pfungener Gebäude handelt es sich um einen vom Bülacher Architekten Willi Meier vor rund 15 Jahren erstellten Zweckbau, der alles umfasst, was die lokalen Brandbekämpfer brauchen – eine grosse Einstellhalle, Heizung, Garderoben (für 72 Personen), Toiletten. Ein Teil ist für den lokalen Werkhof reserviert.

Kurze Bauzeit, tiefe Kosten

Bemerkenswert sind die in Pfungen erhältlichen Informationen zu Bauzeit und Kosten. Das Gebäude wurde 2009/2010 innerhalb von einem Jahr errichtet – für 5,41 Millionen Franken. Wobei 1,7 Millionen davon die Landkosten ausmachten. Das Gebäude für sich kostete also rund 4 Millionen Franken. Unter Einberechnung der Teuerung und der gestiegenen Preise, würde der Bau heute maximal 7 Millionen kosten.

Dem Beobachter aus der Halbdistanz kommt ziemlich schnell das geplante Maurmer Bevölkerungsschutzgebäude in den Sinn, über welches das Stimmvolk im Juni zu befinden hat – und das seit seiner ursprünglichen Projektierung massiv teurer geworden ist: von einst 9 Millionen Franken auf 18 Millionen. Allein das Kernstück des Maurmer Gebäudes hat sich von rund 9 Millionen auf 14 Millionen verteuert. Der Rest sind gebundene Kosten, die auch bei einem entschlackten Projekt grossmehrheitlich anfallen würden. Könnte man das Pfungener Modell aber übernehmen, würde Maur einen substanziellen Millionenbetrag sparen.

«Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen»

An einer Informationsveranstaltung vor Monatsfrist erstickte der Maurmer Gemeindepräsident Yves Keller die Diskussion über eine Alternative im Keim – mit der Begründung: «Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen».

Aber geht es vielleicht nicht doch günstiger als mit dem projektierten Bau? Schliesslich stammen die Maurmer Vergleichswerte fast ausschliesslich aus gut situierten (Gold-)Küstengemeinden. Man könnte den Horizont durchaus etwas vergrössern, monieren kritische Stimmen.

«In der Grösse müsste man das Pfungener Projekt wohl noch anpassen, aber eine Überlegung wäre es sicher wert.»
Mitglied des Maurmer Feuerwehrkorps

Auftrag an Private

Einen anderen Lösungsansatz sieht Ruedi Lieberherr, Architekt und Baufachmann aus Ebmatingen: «Weshalb lässt man nicht Private bauen? Dann kommt es garantiert billiger.» Die Erfahrung zeige, dass die Kosten in der Regel deutlich höher werden, wenn die öffentliche Hand baut. Lieberherrs Idee: Die Gemeinde überträgt den Aufwand beispielsweise einer privaten Immobilienfirma – und nutzt das Gebäude als Mietpartei: «So kann man einen monatlichen Betrag budgetieren, der keinen kurzfristigen Schwankungen untersteht.»

Auch aus Feuerwehrkreisen votiert man für eine «Öffnung» der Diskussion. So nahm ein Mitglied des Maurmer Feuerwehrkorps in Pfungen einen Augenschein vor Ort. Der Feuerwehrmann zeigte sich durchaus angetan: «In der Grösse müsste man das Pfungener Projekt wohl noch anpassen, aber eine Überlegung wäre es sicher wert.»

Derzeit umfasst die freiwillige Feuerwehr Maur rund 60 Mann sowie 8 Fahrzeuge. Pro Jahr verrichtet sie zwischen 50 und 120 Einsätze.

«Wir brauchen einen Plan B»

Dass es die Feuerwehr braucht, wird ebenso wenig in Frage gestellt wie die Tatsache,  dass das alte Feuerwehrdepot beim Gemeindehaus Maur überholt ist. Ob aber das geplante BSG in der Looren der Weisheit letzter Schluss ist, wird in der Bevölkerung kontrovers diskutiert. Deshalb sagt der Feuerwehrmann klipp und klar: «Wir brauchen einen Plan B.»

Wie beim Kauf eines Autos fahre man mit einer simplen Version deutlich billiger als wenn man alle erhältlichen Extras dazukaufe: Oder mit anderen Worten: Maur braucht ein Gebäude, das der Feuerwehr gerecht wird – und nicht der Gemeinde.

www.looren.info

Thomas Renggli