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Gesundheit
11.05.2024

Ernährung und Gesundheit rücken zusammen

Nestlé-CEO Mark Schneider.
Nestlé-CEO Mark Schneider. Bild: LID
Am Swiss Forum Agro. Food. drehte sich alles um Trends. Ein grosser Trend der Agro-Food-Branche ist das nähere Zusammenrücken von Ernährung und Essen. Was das bedeutet, erläuterte unter anderem Nestlé-CEO Mark Schneider.

«Wenn wir 2019 diesen Termin gehabt hätten, hätte ich direkt mit den Trends begonnen», sagt Nestlé-CEO Mark Schneider. Aber die letzten fünf Jahre seien sehr anspruchsvoll gewesen und hätten die Aufmerksamkeit etwas von Strategien und Trends weggenommen. Covid, Lieferkettenprobleme und Inflation waren die Herausforderungen. «Ich sehe aber aktuell eine gewisse Beruhigung, auch der Inflationssituation», sagt Schneider. Damit rückten Trends und Strategien wieder ins Zentrum, wie es auch sein müsse.  

Gesundheitsbewusstsein in der Ernährung ist grösser geworden

Einer der wesentlichen Trends sei das Zusammenkommen von Ernährung und Gesundheit. Das Wissen und Bewusstsein darum habe bei der breiten Bevölkerung stark zugenommen, so Schneider. «Dieses Thema stellen wir global fest und wollen wir bedienen», erklärt der Nestlé-CEO. Immer relevanter werde es, weil man es in den grossen Wirtschaftsmärkten mit einer alternden Bevölkerung zu tun habe.

Die mittleren und älteren Bevölkerungsgruppen hätten andere Bedürfnisse als jüngere Menschen, so Schneider: «Das Bewusstsein, dass Nahrung zu einer verlangsamten Alterung beitragen kann, hat sich stark verbreitet». Dabei gehe es nicht einfach um eine Lebensverlängerung, sondern um eine längere Produktivität, Mobilität und Lebensqualität. Healthy Aging nennt sich das.

3000 neue Nestlé-Produkte pro Jahr

«Dafür wollen wir einen Beitrag leisten», sagt Schneider. Nestlé launche pro Jahr global 3000 Produkte. «Es geht also nicht darum, einfach ein Produkt zu lancieren, es verteilt sich bei uns auf all diese Produkte.»

Grosse Themen für Nestlé sind unter anderem das Beibehalten oder Erreichens eines angemessenen Körpergewichts, das Vermeiden von Mangelerscheinungen sowie das ausgleichende Zuführen von Protein. Auch der Einsatz von Zucker sei ein Thema, so Schneider. Es gehe aber keinesfalls darum, Zucker zu verteufeln.

Zudem: «Genuss ist untrennbar mit Ernährung verbunden. Es wäre ein Fehler, all unsere Produkte nur unter dem Blinkwinkel der Gesundheit zu betrachten.» Nestlé habe es nicht zum Ziel, aus der Schokolade eine Tomate zu machen.

1,7 Milliarden pro Jahr in der Entwicklung

Das Forschungs- und Entwicklungsbudget bei Nestlé beträgt 1,7 Milliarden Franken. Davon 60% in der Schweiz, unter anderem mit dem Nestlé Research Center in Lausanne. Forschung und Entwicklung müsse aber auch an den jeweiligen Markt angepasst sein, sagt Schneider.

Er nennt China als Beispiel, wo Kaffee sehr im Kommen sei. Allerdings unterscheide sich der Konsum erheblich von jenem in Europa. Bei seinem letzten Besuch in China sei bei der Kaffeekette Luckin Coffee der Flavor of the Day Pfefferminz-Kokos gewesen. Das verkaufe sich dort hervorragend, würde bei uns aber wohl nicht auf grosse Nachfrage stossen. «Wenn wir nicht mit lokalen Entwicklern arbeiten, wird das also nichts», sagt Schneider.

Nestlés Ziel bis 2050 ist Nettonull

Als einen weiteren grossen Trend sieht Mark Schneider die Nachhaltigkeit. Nestlés Ziel bis 2050 ist Nettonull. Als positives Beispiel nennt Schneider die Milchwirtschaft. «Milchprodukte sind für uns von grösster Bedeutung und wir haben Projekte, den Treibhausgasausstoss zu begrenzen. Die Höfe, die dazu am meisten beitragen, liegen in der Schweiz.» Diese Erkenntnisse aus der Schweiz könne Nestlé – mit gewissen Adaptionen – auf andere Märkte übertragen. «Wir bauen da stark auf das Know-How der Schweizer Landwirtinnen und Landwirte.»

Adrian Steiner, Christine Schäfer, Katharina Gasser, Organisator Matthias Zurflüh, Michèle Rodoni, Mark Schneider und Urs Riedener (v.l.). Bild: SFAF/Diana Mummenthaler

Urs Riedener: So hält sich Milch in Zukunft

«Mit Tradition und Innovation haben wir eine hervorragende Ausgangslage: Und die Ausgangslage heisst Milch», sagt Urs Riedener, Verwaltungsratspräsident von Emmi. Genuss komme noch immer an erster Stelle: «Wenn’s nicht schmeckt, isst man es nicht.»

Die Esskultur verändere sich aber, betont Riedener. Neue Technologien in der Industrie wie Precision Fermentation oder Cultured Meat, neue Strömungen aus der Gastronomie, der emotionale und soziale Nutzen von Lebensmitteln für die Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Politik mit neuen Vorgaben beinflussen laut Riedener diese Esskultur(en).

Wachstumsfelder indentifizieren

Wichtig für Emmi sei es, nicht zu stark auf Modetrends zu setzen, sondern die Growth Fields, also die Wachstumsfelder, zu identifizieren. Als solche Felder, in denen Emmi die entsprechenden Produkte anbietet, sieht Riedener unter anderem Holistic Health (Energy Milk Double Zero), Casual Food (I’m your Meal), New Coffee Experiences (Caffé Latte), pflanzenbasierte Alternativen (Caffé Drink) oder Green Power (PET-Flaschen).

Bezüglich pflanzenbasierter Drinks hob Riedener hervor, dass sich die Milch davor in keiner Art und Weise verstecken müsse und insbesondere betreffend Nährstoffe und Aufnahme der Proteine im Körper Vorteile aufweise. Das zeige sich auch darin, dass weltweit der Milchkonsum steige. «Die Welt hungert nach Proteinen, die gut im Körper aufgenommen werden, so wie sie in Milch und Milchprodukten verfügbar sind.»

Die Idee ist nicht das Problem

Um von den Trends zu marktreifen Innovation zu kommen, gebe es aber viele Hürden. «Die Trenderkennung ist nur ein kleiner Teil des Ganzen», sagt Riedener. Die Frage sei, wie man daraus ein Wertschöpfungsmodell erstelle. Bei Emmi werden solche Trends mehrmals pro Jahr beurteilt. «Wir haben auch schon Dinge verpasst, an die wir nicht glaubten, die aber anderswo dann erfolgreich waren», räumt Riedener ein. Es komme auch oft zu Flops. Riedener sieht das nicht negativ, denn er ist überzeugt, dass Dinge gewagt und probiert werden müssen, um vorwärtszukommen.

In Bezug auf Nachhaltigkeit hob Riedener das Projekt KlimaStaR Milch hervor. «Damit wollen wir Fakten schaffen, was die Klimafolgen von Milch angeht», so Riedener. Und auch wenn die Milch klar besser dastehe als oft gedacht oder geschrieben, müsse sich die Branche auch verbessern, wenn die Fakten vorlägen. Das Fazit von Riedener: «Milch hat Zukunft, wenn alle daran Freude haben und wir uns nach den Wünschen der Konsumentinnen und Konsumenten richten.»

LID/gg