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Schweiz/Ausland
21.05.2024

Reisen ist massiv teurer als vor der Pandemie

Flüge, Pauschalreisen und Hotels sind deutlich teurer als vor der Pandemie.
Flüge, Pauschalreisen und Hotels sind deutlich teurer als vor der Pandemie. Bild: AdobeStock
Comparis lanciert den neuen Freizeit-Preisindex: Er misst die Teuerung in den Bereichen Freizeit und Kultur sowie Gastgewerbe und Reisen. «Der Freizeit-Preisindex zeigt die Teuerung in einem sehr wichtigen Lebensbereich. Dieser bekam in den Statistiken bisher zu wenig Gewicht», sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic.

Wer sich Freizeit leisten möchte, muss tiefer in die Tasche greifen: Die Freizeitkosten haben in den letzten 5 Jahren um 7,8 Prozent zugenommen. Das zeigt der neue Freizeit-Preisindex von Comparis. Er verdeutlicht erstmals, wie sich die Teuerung in den Bereichen Freizeit und Kultur sowie Gastronomie und Reisen in der Schweiz entwickelt hat.

Im April 2024 waren Güter und Dienstleistungen im Freizeit-Preisindex 1,2 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) des Bundesamtes für Statistik (BFS) weist eine aktuelle Jahresteuerung von 1,4 Prozent aus. Im Fünfjahresvergleich sind es 5,8 Prozent. «Langfristig betrachtet sind die Kosten für Freizeit stärker gestiegen als die allgemeinen Konsumentenpreise. Der wichtigste Treiber dafür sind die gestiegenen Preise für Flugreisen», sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic. 

Freizeit-Preisindex

«Der Freizeit-Preisindex zeigt die Teuerung in einem zentralen Lebensbereich. Dieser bekam in den Statistiken bisher zu wenig Gewicht», so Kolecic. Laut offiziellen Zahlen entfallen im Budget eines Schweizer Haushalts rund 11 Prozent auf die Ausgaben für Freizeit, Kultur, Reisen und Gastronomie (Stand 2019). In den Sektoren Freizeit und Kultur werden etwa die Kosten fürs Fitnesscenter-Abo oder für Konzertbesuche erfasst. Im Bereich Reisen sind es zum Beispiel die Preise für Flüge, Hotels oder Ferienwohnungen.

Flüge, Pauschalreisen und Hotels deutlich teurer als vor der Pandemie

Interessant ist der Blick auf einzelne Bereiche des Freizeit-Preisindex. Im Langzeitvergleich zeigt sich: Die Preise für Flugreisen stiegen innert 5 Jahren um 33,3 Prozent. «Das Passagieraufkommen ist etwa gleich hoch wie vor der Pandemie. Wegen Personalmangels können die Transportkapazitäten aber nicht mit der Nachfrage mithalten. Zudem sorgen Lieferkettenprobleme weiterhin für Verzögerungen in der Produktion neuer Flugzeuge», so Kolecic. 

Flüge wurden innert Jahresfrist 1,8 Prozent günstiger, Pauschalreisen aber um 1,8 Prozent teurer. Wer in Hotels übernachtet, muss 1,9 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor.

Gegenüber dem Vormonat sind Flugreisen um 3,4 Prozent und Pauschalreisen um 6,3 Prozent teurer geworden. Im gleichen Zeitraum sanken aber die Preise für Parahotellerie um 5,9 Prozent. Dazu gehören etwa Ferienwohnungen. Die Hotelpreise sind 2,6 Prozent günstiger als im März 2024. 

Saisonale Schwankungen

«Die Preise für Reisen unterliegen saisonalen Schwankungen», sagt Kolecic. So kosten etwa Ferienwohnungen in den Wintermonaten mehr als im Frühling oder Herbst. Grund dafür ist die höhere Nachfrage. Über einen längeren Zeitraum hinweg zeigt sich jedoch, dass die Kosten für Flüge, Pauschalreisen und Hotels stärker ansteigen als der gesamte Freizeit-Preisindex. «Es scheint, als wolle die Reisebranche die Umsatzeinbussen während der Pandemie durch die gestiegene Nachfrage nun wieder wettmachen. Schliesslich hat die Branche in den Jahren 2020 und 2021 besonders stark gelitten», vermutet der Comparis-Experte. 

Kostenzunahme beim Radio- und Fernsehempfang 

Die grösste Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es bei den Kosten für den Radio- und Fernsehempfang. Die Zunahme beträgt hier 11,6 Prozent. Dazu zählen Preise für TV-Abos und Streaming-Plattformen. «Die jüngsten Preiserhöhungen von Streaming-Diensten wie Netflix oder Spotify belasten das Freizeitbudget zunehmend», sagt Kolecic.

Wer Freizeitkurse besucht, musste ebenfalls deutlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Im April 2024 betrug die Teuerung 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Preisanstieg für Bergbahnen und Skilifte war der drittstärkste: ein Plus von 5,8 Prozent.

Elektronik und Mietwagen deutlich günstiger

Die Comparis-Analyse zeigt aber auch, dass diverse Freizeitprodukte und -dienstleistungen deutlich günstiger sind als in der Vergangenheit: Im Vorjahr bezahlten die Konsumenten für PC und Zubehör 7,6 Prozent mehr. Im April 2019 waren sie sogar knapp 22 Prozent teurer.

Die Preise für Fernseh- und Audiovideogeräte sind innert 5 Jahren um 17,9 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegen die Kosten 2,1 Prozent tiefer.

Sonstige Dienstleistungen für Individualverkehr – dazu gehören etwa Mietwagen – waren 6,0 Prozent günstiger als im April 2023 und 7,6 Prozent günstiger als vor 5 Jahren. Diese Kosten sind aber grossen Schwankungen ausgesetzt und saisonal bedingt.

Höchste Teuerung bei Einpersonenhaushalten ab 65 Jahren

Den höchsten Anstieg der Freizeitkosten erlebten in den letzten 12 Monaten Einpersonenhaushalte ab 65 Jahren. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch im April wurde Freizeit für sie noch einmal teurer (1 Prozent). Rein rechnerisch spüren nach Haushaltstyp Paare mit Kindern prozentual am wenigsten. 

Tiefste Einkommensklasse spürt die Teuerung von Freizeit am meisten

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Freizeit für die tiefste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Comparis-Freizeit-Preisindex ist für diese Klasse um 1,7 Prozent gestiegen. Gegenüber März 2024 lag die Teuerung bei plus 0,6 Prozent.

Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die mittlere bis hohe Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 1,1 Prozent gestiegen.

Comparis-Freizeit-Preisindex

Zürioberland24/gg