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Maur
29.05.2024
29.05.2024 12:49 Uhr

Maurmer Post: Bezirksrat soll über Strukturen entscheiden

Neueste Entwicklung: Der Bezirksrat soll über die Fortführung der «Maurmer Post» entscheiden.
Neueste Entwicklung: Der Bezirksrat soll über die Fortführung der «Maurmer Post» entscheiden. Bild: Gemeinde Maur / ZO24
Der Gemeinderat Maur hat zu den Strukturen der «Maurmer Post» umfangreiche Abklärungen vorgenommen. Dabei habe sich gezeigt, dass die Gemeindepublikation in ihrer heutigen Form auf einer rechtlich unsicheren Basis stehe. Deshalb soll nun der Bezirksrat entscheiden.

Nach den grossen medialen Wellen, welche der Fall der «Maurmer Post» geworfen hat, wurde es kurze Zeit still um die Dorfzeitung. Heute lässt die Gemeinde Maur eine neue Bombe platzen: Der Gemeinderat Maur habe zu den Strukturen der «Maurmer Post» umfangreiche Abklärungen vorgenommen. Dabei habe sich gezeigt, dass die Gemeindepublikation in ihrer heutigen Form auf einer rechtlich unsicheren Basis stehe. Deshalb soll nun der Bezirksrat entscheiden.

Der Bezirksrat soll's richten

In seiner Mitteilung schreibt der Gemeinderat: «In den vergangenen Wochen wurden verschiedene Fragen zur Maurmer Post an den Gemeinderat herangetragen. Eine Arbeitsgruppe hat deshalb die Strukturen und Prozesse in der Maurmer Post überprüft. Dabei wurden auch Fachexperten beigezogen und eine Stellungnahme des kantonalen Gemeindeamts eingeholt. Ein Zwischenresultat der umfangreichen Abklärungen liegt nun vor.»

Offenbar wurde das Zürcher Gemeindeamt in der Sache beigezogen (das Gemeindeamt unterstützt die Gemeinden des Kantons Zürich darin, ihre vielfältigen Aufgaben zu erfüllen und sich in Übereinstimmung mit dem kantonalen Recht zu organisieren. In seiner Stellungnahme führt das Zürcher Gemeindeamt aus, dass eine Gemeinde keine «investigative Zeitung, die kritisch über die Vorgänge in der Gemeinde und über die Gemeindebehörden berichtet» herausgeben sollte. Ausserdem hält es fest, dass «Journalisten, die investigativ über die Gemeinde und die Gemeindebehörden berichten, nicht Angestellte der Gemeinde sein können».

Die Einschätzung des Zürcher Gemeindeamts habe Gewicht, sei aber nicht bindend, so die Gemeinde weiter. Die rechtlichen Fragestellungen seien jedoch eindeutig zu klären, bevor über die künftigen Strukturen und das Inhaltskonzept der «Maurmer Post» entschieden werde. Eine solche Klärung müsse aus Sicht des Gemeinderats und der beigezogenen Fachexperten der Bezirksrat herbeiführen. Aufsichtsbeschwerden sind dort bereits hängig. Die Gemeinde werde dem Bezirksrat ihrerseits weitere Informationen aus dem Gemeinderat zukommen lassen.

Ad-interim-Chefredaktorin bleibt vorerst

Weil die Besetzung der Chefredaktion einen «direkten Bezug zu den Strukturen und dem Inhalt der Publikation hat», müsse auch mit diesem Schritt bis zum Entscheid des Bezirksrats zugewartet werden. In der Zwischenzeit werde die «Maurmer Post» weiterhin durch Dörte Welti als Chefredaktorin a.i. und ihr Team geführt. Der Gemeinderat werde die Bevölkerung über die nächsten Schritte informieren, sobald der Entscheid des Bezirksrats vorliege. Eine Zeitangabe diesbezüglich macht die Gemeinde in ihrer Mitteilung nicht.

Das geschah bisher


Jan–Nov 2022:
Der Gemeinderat führt einen partizipativen Mitwirkungsprozess zum Thema «Entwicklung Maurmer Post» durch. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage ist Teil des Prozesses.

März 2023:
Der Gemeinderat organisiert eine Informationsveranstaltung zur Weiterentwicklung und Privatisierung der Maurmer Post.

Mai 2023:
Anstellung von Thomas Renggli als Chefredaktor, befristet bis 31. März 2024.

Juni 2023:
Der Gemeinderat beantragt der Gemeindeversammlung die Privatisierung der Maurmer Post. Der Antrag wird abgelehnt. Die Gemeindeversammlung wünscht sich weiterhin eine gemeindeeigene Publikation mit einer inhaltlich unabhängig arbeitenden Redaktion.

Januar 2024:
Der Gemeinderat passt die Strukturen der Maurmer Post im Sinne des Volksentscheids an und überträgt die redaktionelle Hoheit der «Kommission Maurmer Post».

März 2024:
Der Artikel «Tod im Sponstürli» sorgt für Aufruhr. Der für den Artikel verantwortliche Redaktor und langjähriger Mitarbeiter der Maurmer Post wurde umgehend freigestellt, der Anstellungsvertrag mit Chefredaktor Thomas Renggli wurde nicht verlängert. Dieser war zuletzt wegen Mobbing am Arbeitsplatz krankgeschrieben.

April 2024:
Dörte Welti wird von der Gemeinde als neue interimistische Chefredaktorin eingesetzt. Der Gemeinderat bildet eine Arbeitsgruppe, um die aktuellen Strukturen und Prozesse zu überprüfen.

Der ehemalige Chefredaktor Thomas Renggli verschickt ein Flugblatt namens «MuurPur», die am 12. April zum ersten Mal erscheint und in der sowohl er als auch der freigestellte Redaktor Stellung nehmen.

In der Gemeinde formiert sich Widerstand. Die Solidarität für den ehemaligen Chefredaktor und den entlassenen Redaktor ist gross. Am Gespräch mit dem Gemeindepräsidenten vom 13. April muss der Gemeindepräsident viel Kritik von den Bürgern einstecken.

Gemeindepräsident Yves Keller nimmt im Interview mit Uster24 Stellung zu den Entwicklungen und wie es mit der Dorfzeitung weitergehen soll.

Mai 2024:
Die zweite Ausgabe von «MuurPur» erscheint am 17. Mai. Darin kündigt Thomas Renggli an, einen Verein zu gründen, um «MuurPur» finanzieren und weiterführen zu können.

Die Gemeinde informiert am 29. Mai, dass der Bezirksrat über das weitere Vorgehen mit der «Maurmer Post» entscheiden soll.

Uster24/bt