Das «Fliegende Klassenzimmer» gilt als Klassiker der deutschsprachigen Jugendliteratur. Erich Kästner beschreibt darin wunderbar überspitzt den Alltag an einer Mittelschule. Mit einer eigentlichen Klassenfahrt bzw. mit einem Klassenflug hat das Buch aber nichts zu tun. Würde es heute nochmals geschrieben, wäre dies vielleicht anders. Denn die Zeiten, in denen Schweizer Schulreisen und Exkursionen ins Freilichtmuseum Ballenberg, auf die Rigi oder aufs Rütli führten, sind vorbei. Heute orientiert man sich an fremdländischen Zielen.
Die Klimaschule in Reisecars
Dies zeigt auch das Beispiel der Sekundarschule Looren vor einigen Wochen. Dort bemüht man sich zwar redlich darum, das Prädikat «Klimaschule» zu erhalten. Man erzieht die Jugendlichen zur Nachhaltigkeit und zum Umweltbewusstsein, führt Aktionswochen zum Gebrauch des Velos als Verkehrsmittel und Präventionstage als Vorbeugung gegen die Gefahren des Erwachsenenlebens und gegen Foodwaste durch. Doch bei der Schulreise nimmt man es dann nicht mehr so genau.
Anstatt den Tag zu nutzen, um den Jugendlichen ein Stück hiesige Kulturgeschichte näherzubringen und einen Ausflug in eine nationale Institution wie das Freilichtmuseum Ballenberg, das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern oder zur Wiege der Eidgenossenschaft auf dem Rütli zu veranstalten, setzen die Verantwortlichen auf Bespassung im Sinn des Kommerzes und der Hochgeschwindigkeitsunterhaltung.
In zwei Reisecars ging es aus der Gemeinde Maur direkt ins Mekka des mitteleuropäischen Freizeitvergnügens – in den Europa-Park im süddeutschen Städtchen Rust. Die Jugendlichen hatten ihre helle Freude: Sie erlebten einen Tag voller Adrenalin und Glückshormone – und lernten zwischen Hamburger-Restaurant und Achterbahn-Plausch auch noch etwas Frühenglisch. Die Attraktionen im Europa-Park tragen Namen wie «Blue Fire Megacoaster», «Atlantica SuperSplash» oder «Alpenexpress Coastiality».