Zürich gilt als grösste Bündner Stadt der Welt. Und Maur ist eine Enklave davon. In der «Schifflände» am Greifensee, wo das beste Tartar weit und breit serviert wird, fühlt sich Reto Gaudenzi sofort wie zuhause. Wer mit ihm dieses Lokal betritt, wähnt sich schon fast im Engadin. «Bainvegni», wird Gaudenzi von einem zufällig anwesenden Bekannten begrüsst. Der Angesprochene winkt lässig, setzt sich ganz zuhinterst an einen Zweiertisch und blättert in der Menükarte. Sein Teint spiegelt die Sonne, die im Engadin wesentlich häufiger scheint als im Flachland. Sein Dialekt verströmt den sonoren Charme, der fast automatisch Feriengefühle weckt: «Lauwarmen Ziegenkäse zur Vorspeise – und dann Rindstartar, aber bitte scharf.»
Das Essen ist aber nur das zweitwichtigste Thema an diesem Mittag. Vor allem geht es um Gaudenzis grösste sportliche Leidenschaft – das Polospiel.
Eigentlich war er Eishockeyverteidiger und Bobfahrer, doch 1978 kam er in Spanien mit Polo in Berührung. Die ersten Erfahrungen waren schmerzhaft: «Bevor ich richtig im Sattel sass, fiel ich dreimal vom Pferd», erzählt er lachend. Doch damit war sein Ehrgeiz geweckt. Gaudenzi, der auf eine schöne Karriere als Hotelier zurückblickt, reiste nach Argentinien, trainierte drei Monate wie ein Verbissener und kaufte sich vier Pferde.
Herausragender Spieler
Als er in die Schweiz zurückkehrte, gründete er den nationalen Verband. Mit einem Handicap von plus 3 war er jahrzehntelang der beste Schweizer Spieler. Daraus entstand eine immer dynamischere Bewegung – und 1985 die Premiere des «Snow Polo World Cup» auf dem St. Moritzer See. Gaudenzi legt seine Gabel zur Seite und verliert für einen Moment sein Lächeln: «Die öffentliche Hand unterstützte uns damals mit keinem Rappen. Dabei legten wir den Anlass von Anfang an in eine Zeit des Jahres – in den Januar –, zu der die Hotellerie bei weitem nicht ausgelastet ist.»