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Maur
24.07.2024
21.10.2024 09:46 Uhr

Momo – die speziellste Katze der Welt

Stolz und verspielt: Momo liebte das hohe Gras auf dem Süessblätz.
Stolz und verspielt: Momo liebte das hohe Gras auf dem Süessblätz. Bild: Thomas Renggli
Er trat in unser Leben ohne zu fragen. Und plötzlich war er wieder weg. Wehmütige Grüsse an die Glückskatze Momo, die jetzt im Himmel für Stubentiger lebt.

Und plötzlich stand er da. Mit nassem Fell und forderndem Blick – als hätte er schon immer hier gewohnt. Doch das Türchen ging nicht auf. Also sprang er auf den Gartenstuhl, streckte ausgiebig seine Glieder – und putzte sich die Pfoten. Dann gönnte er sich ein Nickerchen.

Wie aus dem Bilderbuch

Es war Momo – eine Katze wie aus dem Bilderbuch. Schwarzweiss, mit einem neckischen Flecken oberhalb der Lippen und einem Funkeln in den Augen, das von grosser Leidenschaft und Stolz zeugte.

Woher er kam, wussten wir zuerst nicht. Aber dies sollte sich schnell klären. Momo war in Ebmatingen eine Dorfbekanntheit – seit einer halben Ewigkeit. Geboren wurde er im Sommer 2006 – als im deutschen Fussball das Sommermärchen ausgerufen wurde, aber Italien den WM-Titel gewann.

Momo interessierte sich nicht für Fussball. Das war ihm vermutlich zu trivial. Ursprünglich gehörte er einer Nachbarin in der gleichen Strasse. Als dort aber eine andere Katze einzog und die Hunde zu laut bellten, wurde es ihm zu viel. Er wanderte auf den Süessblätz aus – und machte es sich dort bei Frau Weber gemütlich. Ausserdem entwickelte er eine tiefe Freundschaft mit der Haushälterin auf dem örtlichen Pferdegestüt. Dort erhielt er auch regelmässig sein Lieblingsessen – Trockenfutter. Dass Katzen «lieber Whiskas kaufen», interessierte Momo nicht. Er bestand auf Trockenfutter – im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter.

Oberste tierische Instanz

Wir haben selber eine Katze – und die fühlte sich immer als oberste tierische Instanz. Momo beobachtete sie durchaus skeptisch. Doch sie akzeptierte ihn. Über anderthalb Jahrzehnte Lebenserfahrung sind schliesslich genügend Grund, um die hausinterne Hierarchie zu justieren. Das dachten sich wohl auch die Rassenkatzen aus dem Nachbarhaus. Diese kennen unseren Garten zwar ganz genau, aber wenn Momo im Weg stand, traten sie ehrfurchtsvoll einen Schritt zurück und zogen demütig den Schwanz ein.   

Momo hatte ein riesiges Herz – und einen noch grösseren Charakter. Er schnurrte so laut, dass der Nachrichtensprecher am Fernseher nicht mehr zu hören war. Er sprang klatschnass mitten in der Nacht aufs Bett und wollte sofort gestreichelt werden. Er setzte sich am Esstisch auf einen Stuhl und forderte die Reste des Poulets – als sei er als Ehrengast geladen. Er breitete sich auf dem Vorlegerteppich vor der Eingangstür aus und liess keinen Raum für Missverständnisse: Der Chef bin ich.

Momo machte glücklich

Und Momo machte glücklich. Er war sanft und fordernd, er war frech und anhänglich. Er umgarnte alle mit seinem Charme. Er erkor meine Frau als «seinen Menschen», obwohl sie Katzen eigentlich ziemlich neutral gegenübersteht. Die Pillen, die er gegen seinen Schilddrüsenschaden nehmen musste, durfte nur sie ihm geben. Wenn er schlief, tat er dies auf ihrer Seite des Bettes, zum Tierarzt ging er nur mit ihr.

Wir hatten Momo nie gefragt, ob er bei uns wohnen wollte. Er zog einfach ein – und wurde zu einem Familienmitglied. Es war, als hätte er nie anderswo gelebt. Und es fühlte sich an, als würde er nie mehr weggehen.

Von einem Hund in die Ewigkeit befördert

Doch im Juli 2023 geschah das Unfassbare. Momo sonnte sich auf dem Süessblätz und sah den Vögeln zu. Vermutlich träumte er von einer grossen Maus – als plötzlich ein wildgewordenes Irgendwas auf ihn zustürmte. Es war ein Hund, der sich von seiner Besitzerin losgerissen und diese weissschwarze Katze zu seinem Mittagessen erkoren hatte. Eigentlich hätte Momo das machen sollen, was jeder andere Kater in dieser Situation gemacht hätte – wegrennen, so schnell und so weit wie möglich.

Doch Momo  war zu stolz. Er stellte sich dem Angreifer, trat ihm beherzt gegenüber und wischte ihm mit den Pfoten mehr als einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht. Es sollte sein Verderben werden. Der Hund folgte seinem Instinkt, packte Momo mit voller Kraft und schüttelte ihn so stark durch, dass die Knochen nicht mehr hielten.

Die Besitzerin warf sich dazwischen, beendete den ungleichen Kampf und brachte die verletzte Katze in eine Kleintierpraxis in Zumikon. Von dort erfuhren wir von der traurigen Geschichte, dort kämpfte Momo um sein Leben.

Ruhe in Frieden!

Es war sein letzter Kampf. Mittlerweile lebt er seit über einem Jahr im Himmel für Stubentiger. Er sonnt sich hoffentlich zufrieden schnurrend auf einer Wolke und blickt mit der Gelassenheit eines stolzen Katers auf uns herab. Momo, wir vermissen dich noch immer ganz fest! Ruhe in Frieden!

  • Ob auf dem Sofa... Bild: Thomas Renggli
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  • ...oder im Gras... Bild: Thomas Renggli
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  • ... auf dem Fensterbrett... Bild: Thomas Renggli
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  • ... auf dem Hochsitz.... Bild: Thomas Renggli
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  • ... Momo machte alle glücklich. Bild: Thomas Renggli
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Thomas Renggli