Bald ist es also so weit: Das kleine Binz wird zur internationalen Rad-Hauptstadt. Wer hätte das gedacht? Nicht Paris, nicht London, sondern Binz! Und wo trifft sich die Elite des Radsports? Natürlich bei der weltberühmten Milchhütte Binz. Da führen alle Rennen vorbei. Man könnte fast meinen, der Tour-de-France-Schlusssprint sei nach Binz verlegt worden. Alpe d’Huez war gestern – ab jetzt wird die Radwelt nur noch über unser idyllisches Fleckchen Erde sprechen.
Aber machen wir uns nichts vor: Das wird kein gemütliches Beisammensein bei einem Glas frischer Milch. Nein, während die Radprofis ihre Runden drehen, werden wir – die Einwohnerinnen und Einwohner von Binz – unsere ganz eigene Tour de Force bewältigen. Zehn Tage Strassensperren, und das nicht nur für den Durchgangsverkehr, sondern auch für uns Anwohner. Wer braucht schon Zugang zu seiner eigenen Einfahrt? Schliesslich ist es viel spannender, den Schlüssel für die Garage gegen eine Hängematte am Wegesrand zu tauschen, um die vorbeirauschenden Wohnmobile der Fans zu bestaunen.
Und apropos Fans: Wir erwarten sie in Massen. Französische, belgische und niederländische Radsport-Enthusiasten werden Binz zu ihrem persönlichen Alpe d’Huez machen – Wohnmobile inklusive. Da bin ich mir sicher.
Stellplätze? Na klar, zwischen Kuhweide und Schrebergarten gibt’s sicher noch ein Plätzchen. Und wenn nicht, bauen wir einfach ein paar Zelte in der Dorfmitte auf. Das wird schon! Der Gemeinderat scheint jedenfalls tiefenentspannt zu sein. Wozu sich den Kopf zerbrechen, wenn man das Chaos auch einfach geschehen lassen kann?