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24.09.2024
24.09.2024 09:58 Uhr

«Ich kann es noch gar nicht fassen»

Michael Ryter aus Grüt ist Weltmeister.
Michael Ryter aus Grüt ist Weltmeister. Bild: SwissSkills
Der 22-jährige Michael Ryter aus Grüt (Gossau ZH) ist Weltmeister im Skill «Plastering and Drywall Systems». Der gelernte Gipser holte die Goldmedaille an den WorldSkills 2024 in Lyon. Im Interview erzählt er mehr darüber.

Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg! Wie fühlst du dich nach den ganzen Anstrengungen?

Vielen Dank. Ich kann noch gar nicht fassen, was passiert ist. Natürlich freue ich mich sehr über den Sieg, da ich nicht damit gerechnet hatte. Nach dieser strengen Zeit bin ich auch sehr erschöpft und werde mich erst einmal ausruhen und erholen.

Was bedeutet dieser Erfolg beruflich für dich?

Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass man Weltmeister ist. Was dies für Auswirkungen auf meine berufliche Laufbahn hat, kann ich noch nicht genau sagen.

Welche Arbeit hast du an den WorldSkills gezeigt?

Die Aufgabe konnten wir uns nicht selbst aussuchen, sie wurde uns vorgegeben. Die Pläne dafür erhielten wir zwei Tage vor Wettkampfbeginn und konnten sie eine Stunde mit dem Experten anschauen. Danach hatten wir zwei Stunden für die Planung an sich, bevor wir alles abgeben mussten und es erst wieder am Wettkampftag für die Umsetzung erhielten.

Die Ausgangslage war eine Holzplattform in der Grösse von 2,5 × 2,5 Metern. Darauf stellten wir sogenannte Leichtbauwände aus Blechprofilen und  verschiedene Gipsplattenarten. Alles zusammen ergab ein kleines Häuschen, von dem wir eine Wand isolieren mussten. Anschliessend wurde das  ganze Objekt in den verschiedenen Qualitätsstufen verputzt.

Als zweite Aufgabe gab es noch ein Speed-Modul. Da mussten wir Stuckaturen versetzen. Beim Schlussspurt gab es ein Freestyle-Modul, wo jeder Teilnehmer die Wand selber gestalten und bereits vor dem Wettkampf im Training üben und sich vorbereiten konnte. Im Lauf des Wettkampfs wurde unsere Arbeit fortlaufend nach einem speziellen Schema bewertet.

«Es ist ein schönes Gefühl, diesen Teamgeist zu spüren. Dennoch ist jeder ein Einzelkämpfer, erhielt aber den Support des ganzen Nationalteams.»
Michael Ryter

Du wurdest bereits einmal ausgezeichnet. Was spornte dich an, mitzumachen?

Meine erste Auszeichnung erhielt ich als Schweizermeister an den SwissSkills 2022. Es ist schön, nach dem Training und dem Aufwand das Topresultat zu erreichen. Zusätzlich ist es eine einmalige Erfahrung. Denn die Teilnahme ist auch vom Alter abhängig und man kann nur einmal teilnehmen.

Du bist zusammen mit 44 anderen im SwissSkills-Nationalteam angetreten. Wie war das?

Es ist ein schönes Gefühl, diesen Teamgeist zu spüren. Dennoch ist jeder ein Einzelkämpfer, erhielt aber den Support des ganzen Nationalteams.

Du hast die Lehre bei Franz Reinhardt AG, Grüt, absolviert und arbeitest nach wie vor dort. Braucht es für einen solchen Wettbewerb auch die Unterstützung des Arbeitgebers?

Ja, diese Unterstützung habe ich sowohl bei den SwissSkills als auch bei den WorldSkills erhalten. Um genügend Zeit für das Training der WorldSkills zu haben, trainierte ich zwei bis drei Monate bei meinem Experten Ruedi Mösching in Gstaad und konnte dadurch nicht meiner normalen Arbeit nachgehen.

Was fasziniert dich am Gipserberuf?

Meiner Meinung nach ist Gipser-Trockenbauer einer der abwechslungsreichsten Berufe, da das Arbeitsspektrum riesig ist. Grundsätzlich kann man dieses in drei Kategorien unterteilen: Trockenbausysteme, diverse Verputzarbeiten und Fassadenisolation.

Was muss man für diesen Beruf mitbringen?

Interesse am Handwerk und Neues zu lernen. Alles andere erarbeitet man sich mit der Zeit und kann sich nach und nach verbessern. Trotzdem sollte man nicht zwei linke Hände haben (schmunzelt).

Was sind deine nächsten beruflichen Ziele?

Ich werde erstmal wieder normal arbeiten gehen, solange ich Freude an der Arbeit habe und mir diese Spass bereitet. In Zukunft würde ich mich gerne noch beruflich weiterbilden.

Was tust du, wenn du nicht gerade arbeitest?

Im Winter fahre ich gerne Ski. Im Sommer helfe ich gerne zuhause und fahre mit dem Traktor, da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin. Ebenfalls habe ich einen Oldtimer, einen Rapid Spezial, mit dem ich gerne unterwegs bin.

Auch Wetziker erfolgreich

Neben Michael Ryter war ein weiterer Zürioberländer erfolgreich an den WorldSkills 2024. Der Polymechaniker Thomas Mohr aus Wetzikon trat in der Kategorie 7 «CNC Milling» an und holte die «Medallion for Excellence». Mohr gehörte 2023 zu den besten Lehrabgängern der Schweiz und gewann mit der der Top-Note 5.9 den Pestalozzi Stiftepriis 2023. An den SwissSkills 2022 holte er in CNC Fräsen die Goldmedaille.

Barbara Tudor