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Maur
27.09.2024
21.10.2024 09:43 Uhr

Italienische Leidenschaft und Schweizer Präzision

Giulio Colapelle mit seinem Sohn Romeo in der Werkstatt in Ebmatingen.
Giulio Colapelle mit seinem Sohn Romeo in der Werkstatt in Ebmatingen. Bild: tre
Er lebt für seine Arbeit. Und er ist immer für die Kunden da. Giulio Colapelle (58) ist Sanitärinstallateur aus Leidenschaft. Nur seinen Sohn konnte er noch nicht bis ins letzte Detail für seine Arbeit begeistern.

Giulio Colapelle ist vierfacher Weltmeister. Zwar (noch) nicht als Sanitärinstallateur, aber als Fussballer. «Wenn Italien spielt, schlägt mein Herz für die Squadra Azzurra.» Daneben ist der dreifache Familienvater aber auch durch und durch Schweizer: «Ich bin in diesem Land geboren, ich verdanke ihm fast alles.»

30 000 Singles

An den Wänden seiner Büroräumlichkeiten findet man Bilder von Fussballern, aber auch auffällig viele Plakate der Beatles: «Ich liebe ihre Musik – und ich bin ein passionierter Vinylplatten-Sammler.» Allein 30 000 Singles nennt er sein Eigen. Doch seine Kundschaft überzeugt Colapelle nicht mit Sound oder Calcio, sondern mit seinen Fertigkeiten als Sanitärinstallateur – und dies seit bald vier Jahrzehnten. 2025 jährt sich sein Lehrabschluss  das 40. Mal. In seinen jungen Jahren arbeitete Colapelle in Wollishofen in einem Fünf-Mann-Betrieb namens «Fruet und Söhne». Mit einem Lächeln erinnert er sich an jene Zeiten: «Ich hatte einen sehr strengen Lehrmeister, der fast schon pedantisch auf Pünktlichkeit, Genauigkeit und Sauberkeit achtete. Dies sei nicht immer ganz einfach gewesen, aber rückblickend eine Schule fürs Leben.

Preis- und Zeitdruck

Mittlerweile haben sich diese Prioritäten verschoben, so Colapelle: «Heute geht es vor allem darum, dass man in kurzer Zeit möglichst viele Arbeiten erledigen kann – um den Preis tief zu halten.» Auch die Arbeiten bei Neubauten seien immer konzentrierter und kürzer: Einerseits, weil die Preise gedrückt werden, andererseits, weil die Bearbeitung der Materialien einfacher sei. Colapelle sagt dazu: «Früher nahm man sich mehr Zeit, um eine Arbeit sauber und mit höchster Präzision auszuführen. Heute steht das Tempo im Vordergrund.» Doch Colapelle will sich diesem Druck entziehen. Der Service an der Kundschaft müsse immer im Vordergrund stehen. Dazu gehört auch, dass er in seinen Räumlichkeiten im Polla-Hof ein grosses Ersatzteillager unterhält. Dies sei sozusagen sein stiller Service an der Kundschaft, sagt er: «Wenn ich sofort handeln kann und nicht erst auf die Auslieferung von bestellten Artikeln warten muss, profitieren alle.»

Sein eigener Chef

Den Grossteil seines Berufslebens arbeitete Colapelle bei der Firma Marzolo und Partner in Uster. Doch als der Betrieb an die BKW verkauft wurde und die Firmenphilosophie änderte, entschloss er sich vor drei Jahren für den Schritt in die Selbstständigkeit. Er gründete die Colapelle GmbH mit Sitz am Bergholzweg in Ebmatingen.

Auf die Frage, ob es schön sei, der eigene Chef zu sein, zögert er keinen Moment: «Definitiv. Ich arbeite zwar mehr, aber für mich ist meine Arbeit mein zeitintensivstes Hobby.» Bei diesen Worten weist er auf ein Schild an der Bürowand: «Do what you love and you’ll never work a day in your life» (Mach, was du liebst und du arbeitest keinen einzigen Tag im Leben). Dies sei sein Motto: «Viele Angestellte denken spätestens am Mittag an den Feierabend. Bei mir ist das anders: Ich liebe meine Arbeit und meine Kunden spüren das. Dies sei auch ein Grund, weshalb er keine Mitarbeiter fix einstelle: «Es wäre für jeden Angestellten schwierig, meiner Geschäftsphilosophie gerecht zu werden.» Deshalb sage er sich: «Lieber nehme ich einen Auftrag weniger an – dafür mache ich die Arbeit minutiös und richtig.» Das sei aber nicht immer einfach. Durch das Internet habe sich die Situation verschärft. «Die Leute schauen sich auf Online-Portalen um und machen Preisvergleiche. Da kommt oft die Frage, weshalb die Preise bei mir höher sind.» Dann antworte er jeweils: «Weil ich neben dem Material und der Installation auch den Service biete. Wenn etwas nicht funktioniert, kann man mich rund um die Uhr anrufen – und ich komme sofort vorbei.»

Was wünscht er sich für seinen Betrieb? Colapelle: «Dass er noch lange und so gut weiterexistiert – und dass ich selber gesund bleibe.» Und wie steht es um die Nachfolgereglung? Sein 13-jähriger Sohn Romeo, der gelegentlich bei kleinen Arbeiten mithilft, winkt ab und rümpft die Nase: «Zu gruusig», sagt er lachend. Somit ist der Anspruch an den Vater gesetzt: vorwärtsschauen und weiterchrampfen. Die Kundschaft wird es danken.

«Die Maurmer sind die besten Kunden»

 

Giulio Colapelle, Sie führen in Ebmatingen einen Betrieb für Sanitärinstallationen. Was bieten Sie konkret an?

Badezimmerumbauten, Küchenumbauten und kleine Reparaturen. Ich ersetze Wasserhähne und andere Armaturen, behebe Verstopfungen und auch im Heizungsbereich kann ich helfen: Ich repariere und wechsle Ventile aus – oder ganze Heizkörper oder Boiler – und entlüfte Installationen. Weil ich allein arbeite, verzichte ich in der Regel auf Neubauten. Bei grösseren Aufträgen ziehe ich Temporärarbeiter bei – oder schliesse mich mit  einem anderen Unternehmen zusammen. Wenn jemand ein neues Badezimmer oder eine neue Küche braucht, ist er bei mir am exakt richtigen Ort.

Wie lautet Ihr Credo?

Klein, aber fein. Was ich mache, mache ich mit Liebe und Leidenschaft. Ich biete einen Topservice an und suche immer eine Lösung für den Kunden. Man kann mich 365 Tage pro Jahr und 24 Stunden am Tag anrufen. Wenn immer möglich komme ich sofort vorbei.

Wer sind Ihre Kunden?

Erfreulicherweise immer mehr aus der Gemeinde Maur – in der Regel Eigentümer von Häusern oder Wohnungen, die Reparaturen oder Umbauten haben. Ich berate und betreue die Kundschaft bei solchen Aufträgen. Ich bin im ganzen Kanton Zürich tätig, aber dank Mund-zu-Mund-Werbung und einem wachsenden Netz in der Region wird der geografischedRadius immer kleiner. Dies ist ein Vorteil für die Kundschaft, weil so die Fahrt und Transportkosten kleiner werden. Neben Maur arbeite ich in Orten wie Wetzikon, Nänikon, Dübendorf oder Uster.

Sind die Maurmer gute Kunden?

(lacht) Selbstverständlich. Die Maurmerinnen und Maurmer sind die besten Kunden der Welt. Aber grundsätzlich gilt: Ich nehme mir für jede Kundin und jeden Kunden die erforderliche Zeit. Mein Service bietet Qualität statt Quantität.Und offenbar sind viele Menschen zufrieden.Das spüre ich, weil mein Name relativ oft weitergereicht wird. 

So macht es für alle Beteiligten Sinn, das lokale Gewerbe zu berücksichtigen …

… definitiv! Natürlich gibt es Kunden, die beispielsweise beim Hausbau auf Unternehmer von weither setzen. Aber ökonomisch oder ökologisch gesehen ist dies suboptimal. Wenn ein Handwerker wegen einer Reparatur aus Dietikon nach Forch reist, wird dies allein aufgrund der Fahrspesen teurer, als wenn man einen lokalen Betrieb berücksichtigt. Kommt dazu: Wenn dann ein bestimmtes Teil oder eine Komponente fehlt, wird der Aufwand nochmals grösser.

Thomas Renggli