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Gast-Kommentar
Maur
28.09.2024
21.10.2024 09:41 Uhr

Der tägliche Stau-Tango in Fällanden

«Maurmer Zeitung»-Gastautor Daniel Steffen
«Maurmer Zeitung»-Gastautor Daniel Steffen Bild: zvg
In der Rubrik Denkanstoss berichtet der Gastautor Daniel Steffen über den allmorgendlichen Verkehrsstau rund um den Fällander Kreisel.

Morgens in Fällanden: Wer sich mit dem Auto auf den Weg durch Fällanden macht, weiss, was ihn erwartet. Der tägliche Feind aller Maurmer Pendler – der nervigste aller Verkehrskreisel – verwandelt die Strassen in ein Geduldsspiel, das Tag für Tag die Nerven der Beteiligten strapaziert und einem so richtig die Morgenlaune verdirbt. Besonders die Pendler aus den umliegenden Gemeinden sind diesem täglichen Ritual des Fällander Kreisels ausgesetzt, ja regelrecht in Sippenhaft genommen.

Das wahre Meisterwerk der «Pendler-Falle» liegt jedoch nicht in der eleganten Kurvenführung des Kreisels und der trostlosen Bepflanzung, sondern in der anschliessenden Engstelle, die es besonders grossen Fahrzeugen wie Bussen und Lastwagen schwer macht, sich durchzuwinden. Hier wird jeder Morgen zu einer Geduldsprobe, die Pendler zu Hauptdarstellern eines täglichen Stau-Dramas. Und als ob das nicht genug wäre, wird diese Engstelle durch ein denkmalgeschütztes Gebäude streng bewacht, das, obwohl es eher an eine baufällige Ruine erinnert, in Fällanden mit der Ehrfurcht eines antiken Tempels behandelt wird. Es scheint fast so, als hätte man beschlossen, den Verkehr durch dieses Relikt der Vergangenheit absichtlich zu verlangsamen, um unter noch schlaftrunkenen, einsamen Murrgesängen auf die Gemeinde Fällanden den vereinten Pendlern der Nachbargemeinden und der eigenen Bevölkerung den Start in den Tag zu vermiesen.

Während der Chor der murrsingenden Verkehrsteilnehmer ihre morgendliche Fahrt durch die «Pendler-Falle» antreten, bleibt nur die Hoffnung auf eine absehbare Verbesserung des Zustands durch den kantonalen und kommunalen Wächterrat des antiken Fällander Tempels. Bis dahin bleibt die «Pendler-Falle» ein faszinierendes Beispiel dafür, wie historische Vorschriften und moderne Verkehrsbedürfnisse aufeinanderprallen und schuld sind, wenn Hunderte von Maurmer Pendler täglich übellaunig durch den Tag grummeln.

Übrigens, Murrgesang ist mein Begriff für «einsam im Auto ‹mürrische› Lieder singende ‹Murrmer› Pendler». Ich übe täglich bereits unter der Dusche als Vorbereitung auf den nervigsten aller Kreisel.

Über den Gastautor

Der gebürtige Bündner Daniel Steffen (60) ist langjähriger Geschäftsführer von internationalen Firmen und besitzt grosse Erfahrung in Unternehmensführung. Er war unter anderem acht Jahre Gemeinde- und Gemeinderatspräsident in der Berner Oberländer Gemeinde Leissigen. Seit fünf Jahren wohnt er in Binz.

Dieser Beitrag ist am 27. September 2024 in der «Maurmer Zeitung» erschienen.

Daniel Steffen