Das Wichtigste vorweg: Wir befinden uns nicht in Seldwyla, jenem Ort, wo der Schriftsteller Gottfried Keller in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das helvetische Spiessertum und den kultivierten Kleingeist ansiedelte, sondern wir sind in der Gemeinde Maur, umgeben von sattgrünen Wiesen und alten Baumbeständen bei der bald 200-jährigen Liegenschaft, wo Elisabeth Brüngger mit ihrem Lebenspartner wohnt und als Bauanwältin tätig ist.
Elisabeth Brüngger ist in der Gemeinde keine Unbekannte. Mit 18 Jahren war sie das jüngste Gründungsmitglied der lokalen Sozialdemokratischen Partei, 30 Jahre später schaffte sie als erste SP-Vertreterin den Sprung in den Gemeinderat. Als Bauvorsteherin führte sie ihr Amt «mit rechtskundigem und trotzdem gesundem Menschenverstand», wie sie es ausdrückt. 2014 demissionierte sie und zog sich in die Rolle der stillen Beobachterin zurück.
Keine Gnade vor (Un-)Recht
Heute steht sie auf dem Vorplatz ihres Hauses und sagt, dass hier von der Gemeinde ein Exempel statuiert werde, um den kantonalen Behörden zu gefallen. Die Baubehörde habe bei den sogenannten Wiederherstellungsverfügungen des Kantons einen Ermessensspielraum beim Vollzug. So hätte man beispielsweise bis zur nächsten Handänderung der Liegenschaft oder wenigstens noch einige Jahre bis zu ihrem Ableben zuwarten können.