Für die Festansprache gewinnt das organisierende Ustertagskomitee jeweils bedeutende Schweizer Politikerinnen und Politiker oder Exponenten von Militär, Wirtschaft und Kultur. Musikalische Beiträge umrahmen die Feier. Nach dem Festakt ist die Bevölkerung zu einem Apéro eingeladen, dem das traditionelle Risotto-Essen folgt.
Die Geschichte des Ustertags
Im Mittelalter erwarb die Stadt Zürich grosse Teile der ländlichen Gebiete. Als erkaufte Untertanen standen die Landleute unter der Abhängigkeit ihrer Zürcher Herren. Die Landbevölkerung war schlecht bis gar nicht gebildet und stand politisch wie auch wirtschaftlich unter dem Druck der Stadt. Erst mit der helvetischen Revolution 1798 proklamierte man die Freiheit und Gleichheit, was die rechtliche Gleichstellung von Stadt und Landschaft garantieren sollte. Dies war aber nur ein kurzes demokratisches Zwischenspiel unter Druck der französischen Besatzer, die Landschaft aber konnte immerhin zum ersten Mal eine demokratische Gesellschaftsordnung ertasten.
Mit der Restauration 1814 witterten die Herrschaften Morgenluft, um ihre verlorene Macht wieder herzustellen. Sie erliessen unter Umgehung des Volkswillens eine neue Verfassung, die sich ganz nach ihren Wünschen und der konservativen europäischen Mächte richtete. Die Bürger auf dem Lande hatten das Nachsehen, was nicht weiter verwundern konnte, waren sie doch in den Räten stark untervertreten. Diese Verfassung gab schliesslich den Ausschlag für die politische Entwicklung, die zum Liberalismus und zum Ustertag führte.
Das ländliche Volk begann sich langsam zu bilden. Meist auf Eigeninitiative – und zur Zeit der Restauration ohne staatliche Zuschüsse – wurden gegen neunzig neue Schulhäuser gebaut. Auch wurden Gemeindevereine gegründet, die ebenso wie die neuen gemeinnützigen Anstalten auf eine immer selbstständiger und selbstbewusster operierende Landbevölkerung hindeuteten. Langsam konnte die Presse auch die mangelhafte Schulbildung ergänzen und die Leute mit neuen Ideen vertraut machen. Die um Paul Usteri gebildete Opposition, die an den Idealen der Helvetik festhielt, kritisierte die Arbeit des kleinen Rates, die rückständig und unwissenschaftlich sei. Die von Usteri geführte Neue Zürcher Zeitung und auch andere Blätter trugen die Kritik an die Öffentlichkeit. Die Verfassung, die keine Revisionsklausel enthielt, und die Regierung wurden immer unpopulärer. Jüngere Kräfte strebten immer mehr nach Geltung. Der Sturz der Aristokratie war nicht mehr aufzuhalten.