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Maur
18.06.2025

Ein Gotteshaus für Ebmatingen

Bauzustand im April 1990. Die Baufirma Hans Müller, Forch, schaffte die Ausführung auf die Weihe am 2. Dezember.
Bauzustand im April 1990. Die Baufirma Hans Müller, Forch, schaffte die Ausführung auf die Weihe am 2. Dezember. Bild: Edi Sallenbach/Archiv Ortsgeschichte
Am ersten Adventssonntag 1990 weihte der Churer Alt-Bischof Johannes Vonderach (1916-1994) den neu errichteten Kirchenbau in Ebmatingen auf den Namen des heiligen Franz von Assisi. Der Weg zu ihrem eigenen Gotteshaus im reformierten Kanton Zürich war für die Maurmer Katholiken lang und steinig gewesen.

Als 1511 die neu errichtete Kirche geweiht wurde, unterstand Maur noch der Herrschaft des benediktinischen Fraumünsterklosters. Wenig verwunderlich war es daher, dass sie dem Kirchenpatron des Fraumünsters geweiht wurde, dem heiligen Martin von Tours. Zum Zweitpatron wurde Theodul von Sion erhoben, der Schutzheilige für Glocken, Winzer und Vieh. Unter dem damaligen Leutpriester Heinrich Schramm trat Maur nach den Zürcher Disputationen von 1523 zum reformierten Glauben über, bevor die Äbtissin des Fraumünsters die Schlüssel des Klosters der Stadt übergab, nicht zuletzt unter dem Druck Zwinglis und der Stadt. Im Folgejahr hob die Stadt das Kloster auf und erlangte dadurch auch die direkte Herrschaft über Maur.

Katholiken in Zürich

Im alten Stand Zürich traten Katholiken kaum mehr in Erscheinung und bis zur Reform des Zürcher Kirchengesetzes im Jahr 1963 wurde die römisch-katholische Kirche marginalisiert. Erst seit diesem Zeitpunkt, als die Kirchenoberen um den eben erst eingesetzten Bischof Vonderach das Wahlrecht der Bevölkerung zur Besetzung des Pfarrerpostens anerkannten, werden auch dieser Glaubensgemeinschaft die Rechte und Pflichten zugesprochen, welche die reformierte und die christkatholische Kirche schon lange besassen. Um fair zu sein: In den katholischen Kantonen wurde mit Nichtkatholiken ähnlich, zum Teil auch schlimmer umgegangen.

Bis 1963 mussten sich die katholischen Pfarreien, die formal nur unter dem Kirchenrecht existierten, als Kultusgemeinschaft nach dem Vereinsrecht organisieren. Steuern durften keine eingezogen werden – dieses Recht stand nur den beiden Landeskirchen zu. Es gab zwar in Dietikon und Rheinau in direkter Nachbarschaft zu katholischen Gebieten sowie der Stadt Winterthur drei offiziell anerkannte römisch-katholische Kirchgemeinden, aber diese konnten nicht im ganzen Kanton ihre Dienstleistungen anbieten.

Zwischen den Pfarreien

Die rund 100 Katholiken auf dem Maurmer Gemeindegebiet gehörten ab 1876 zur Pfarrei Herz Jesu in Uster. Als Egg 1925 durch seine Funktion als Wallfahrtsort zur Pfarrei erhoben wurde, wurde die gesamte Südseite des Greifensees der neuen Pfarrei St. Antonius von Padua in Egg zugeordnet. Verkehrsbedingt konzentrierte sich der Maurmer Katholikensprengel an der Forch: Die Forchbahn erlaubte den einfachsten Zugang zur Kirche in Egg und damit zur Erfüllung der «Sonntagspflicht».

Die Zahl der Katholiken in Maur blieb bis nach dem 2. Weltkrieg relativ stabil. Erst im Verlauf der 1950er Jahre stieg ihre Anzahl und auch der Bevölkerungsanteil durch den Bauboom drastisch an. Egg konnte die Betreuung dieser Seelen nicht mehr alleine stemmen, weshalb 1962 die Ortsteile Ebmatingen und Binz zuerst St. Anton in Hottingen und nach deren Errichtung der Pfarrei Mariä Krönung in Witikon zugeteilt wurden. Am 3. Adventswochenende 1976 ist im Aeschmer Singsaal die erste römisch-katholische Taufe auf Maurmer Gemeindegebiet seit 1523 nachweisbar. In diesem Umfeld entstand der Wunsch nach der Errichtung eines eigenen Pfarrvikariats auf dem Maurmer Gemeindegebiet unter der Egger Pfarrei.

Das Pfarrvikariat St. Franziskus

1982 kam Bischof Vonderach dem Wunsch nach, teilte Ebmatingen und Binz wieder Egg zu und ernannte P. Hugo Schwager von der Kongregation der Marianisten zum Pfarrvikar. Dieser weihte am 3. Oktober 1982 im Auftrag des Bischofs aus Anlass des Patroziniums während eines Gottesdienstes im Loorensaal das Vikariat dem heiligen Franziskus.

Für den Neubau einer Kirche stand als einziges Grundstück das Gelände neben dem Leeacherschulhaus in Ebmatingen zur Verfügung, welches sich im Eigentum einer kirchennahen Zweckstiftung befand. Ab 1982 wurde geplant, aber Einsprachen verhinderten den Baubeschluss bis 1988. Bis zur Ausführung nutzte das Pfarrvikariat unterschiedliche Räumlichkeiten: Im neu errichteten Andachtsraum des Zollingerheims, dem Singsaal des Leeacherschulhauses und dem Mehrzweckraum der Burgscheune Maur fanden die Gottesfeiern des Jahreskreises und der Busszeiten in Fastenzeit und Advent statt. Für Beerdigungen und die hohen Feiertage stand auch die Maurmer Kirche zur Verfügung. Erstkommunion und Firmung wurden mit den Pfarrern Hermann Würsch und Vitus Huonder, dem späteren Churer Bischof, in Egg gefeiert.

Zur feierlichen Weihe war Bischof Vonderach als Zelebrant eingeladen. Dieser trat am 22. Mai 1990 von seinem Amt zurück. Dass er die Weihe trotzdem vornahm, war zwei zentralen Umständen geschuldet: Einerseits war der Termin bereits länger vereinbart. Andererseits hatten die Umstände seiner Amtsübergabe böses Blut hervorgerufen: Vonderach hatte 1988 Wolfgang Haas zum Koadjutor ernennen lassen und durch das damit verbundene automatische Nachfolgerecht das Recht der Domherren zur Bischofswahl ausgehebelt. Der Streit um den als erzkonservativ und klientelistisch beschriebenen Bischof sollte für das Bistum Chur im wahrsten Sinne sieben magere Jahre bedeuten, bis Haas 1997 nach Vaduz wegbefördert wurde. Ein Erscheinen Haas’ hätte Proteste gegen seine Person hervorgerufen und die Feier stark gestört. Durch Vonderachs Vorsitz über den Weiheakt trat dieser Streit zumindest für diesen Tag in den Hintergrund. Eine Woche später wurden auch die Glocken von Rüetschi aus Aarau geliefert und aufgezogen.

Dieser Beitrag ist am 6. Juni 2025 anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der «Maurmer Post» erschienen. Publikation auf uster24.ch mit freundlicher Genehmigung der Museen Maur.

Beat Zimmermann, Museen Maur