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02.09.2025
04.09.2025 13:51 Uhr

Herausforderungen für Musiklehrpersonen

Eine Studie zeigt, dass sich Musiklehrpersonen trotz Herausforderungen mit grosser Leidenschaft und vielseitigen Aufgaben in der Unterrichtspraxis engagieren.
Eine Studie zeigt, dass sich Musiklehrpersonen trotz Herausforderungen mit grosser Leidenschaft und vielseitigen Aufgaben in der Unterrichtspraxis engagieren. Bild: zVg
Eine Umfrage von Matchspace Music zeigt die vielschichtige Realität von Musiklehrpersonen in der Schweiz. Trotz hoher Qualifikation kämpfen viele mit kleinen Pensen, rückläufigen Schülerzahlen und mangelnder Nutzung digitaler Technologien.

Musiklehrpersonen in der Schweiz sind gut ausgebildet, hoch motiviert und leisten einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung. Gleichzeitig kämpfen viele von ihnen mit strukturellen Problemen wie tiefen Einkommen, kleinen Pensen und hoher Mobilität. Das geht aus der jährlichen Berufs-Umfrage hervor, die von Matchspace Music im Frühjahr 2025 durchgeführt wurde. Knapp 400 Musiklehrerinnen und Musiklehrer haben sich daran beteiligt.

Wie Olivier Kipfer, Co-Founder von Matchspace Music, mitteilt, ergibt die Studie ein ambivalentes Bild: Die Mehrheit der befragten Musikpädagoginnen und Pädagogen empfindet ihre Arbeit als sinnstiftend und erfüllend – gleichzeitig berichten viele von zunehmendem wirtschaftlichem und organisatorischem Druck.

10’000 Übungsstunden für ein zersplittertes Berufsleben

Bereits die Ausbildung ist mit grossem Aufwand verbunden. Für ein Musikstudium investieren angehende Lehrpersonen häufig über 10’000 Übungsstunden. Dennoch bleibt der Unterricht oft nur ein Teil der beruflichen Tätigkeit: Nur 12 Prozent der Befragten verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Musikunterricht. Die Mehrheit verfolgt eine sogenannte Portfolio-Karriere – sie unterrichtet an mehreren Musikschulen, gibt Privatunterricht, tritt auf oder reist zwischen verschiedenen Arbeitsorten.

«Es ist seit Jahren eine Herausforderung, ausgebildete und motivierte Pädagoginnen für unsere Schülerinnen zu finden», erklärt Thomas Ineichen, Direktor der Musikschule Zürcher Oberland (MZO).

Weniger Anmeldungen, schwierige Schülerakquise

Rückläufige Schülerzahlen stellen Musikschulen wie Einzelpersonen zunehmend vor Probleme. Über die Hälfte der befragten Lehrpersonen gibt an, dass es schwieriger geworden sei, neue Schülerinnen und Schüler zu gewinnen. Knapp 40 Prozent empfinden ihr Einkommen als zu tief, 35 Prozent nennen kleine Pensen und häufige Reisetätigkeit als Belastung.

«Die langfristige Bindung von Musikschülerinnen und Musikschülern ist eine grosse Herausforderung, nicht nur für private Lehrkräfte, sondern auch für öffentliche Musikschulen», sagt Thomas Ineichen weiter.

KI im Musikunterricht: Kaum genutzt, aber Potenzial vorhanden

Zwar haben sich digitale Tools wie Noten-Apps im Unterricht etabliert, doch die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) steht erst am Anfang: 63 Prozent der Befragten setzen keine KI ein, 35 Prozent geben an, zu wenig über mögliche Anwendungen zu wissen. Gleichzeitig fühlen sich 84 Prozent gut auf den Unterricht der Zukunft vorbereitet.

«KI wird den Unterricht verändern – aber nur dann zum Vorteil, wenn Lehrpersonen wissen, wie sie diese Tools kreativ und sinnvoll nutzen können», erklärt Patrick Koller, Gründer von Matchspace Music.

Zufriedenheit bleibt hoch – doch wie lange?

Trotz aller Herausforderungen fühlen sich rund 75 Prozent der befragten Musiklehrpersonen in ihrer Arbeit grundsätzlich wertgeschätzt. Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass jede vierte Person unzufrieden mit der beruflichen Situation ist. Der Wunsch nach höheren Einkommen, mehr Schüler und grösseren Pensen ist deutlich. Die Studienautoren interpretieren dies als Hinweis auf eine grundsätzlich vorhandene, aber potenziell fragile Zufriedenheit.

Digitale Sichtbarkeit für Musikschulen

Matchspace Music reagiert auf die Erkenntnisse mit einem neuen Angebot: Um Lehrpersonen und Institutionen bei der Vermarktung zu unterstützen, wurden digitale Sichtbarkeitspakete für Musikschulen entwickelt. Öffentliche wie private Schulen können ihr Kursangebot auf der Plattform präsentieren – und dabei von digitaler Entlastung und erhöhter Reichweite profitieren.

Mit der Musikschule Zürcher Oberland wurde bereits eine der grössten Musikschulen der Schweiz als Partnerin gewonnen. «Wir wollen mehr Menschen erreichen und unser Kursangebot zeitgemäss präsentieren. Matchspace Music hilft uns dabei, neue Zielgruppen zu erschliessen», so Thomas Ineichen.

Zur Studie

Zürioberland24/gg