«Crop wild relatives» – mit Kulturpflanzen verwandte Wildarten – könnten in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen. Diese Arten tragen Gene in sich, die unseren Kulturen helfen können, mit einem trockeneren, wärmeren und instabileren Klima zurechtzukommen.
Diese Wildpflanzen standen im November im Mittelpunkt des Jahreskongresses der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung von Kulturpflanzen (SKEK). Die Veranstaltung rückte ein lange vernachlässigtes genetisches Erbe in den Vordergrund, das die Schweiz heute besser verstehen möchte.
Durch Züchtung verarmte genetische Vielfalt
Auch wenn «Crop wild relatives» oder kurz CWR in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind, bilden sie doch direkt oder indirekt die Grundlage unserer Kulturen. «Sie sind die wilden Vorfahren unserer Kulturpflanzen und verfügen über ein viel umfangreicheres Erbgut als traditionelle oder moderne Arten», erklärte Biologin Gertrud Burger von der Stiftung ProSpecieRara.
Denn durch die Domestizierung und die intensive Selektion in den letzten Jahrzehnten wurde die genetische Vielfalt der betreffenden Pflanzen erheblich reduziert, wie Sylvain Aubry, Biologe beim Bundesamt für Landwirtschaft, zusammenfasste: «Die Pflanzenzüchtung war sehr effizient, um uns zu ernähren und hat auch zu einer beachtlichen Verbesserung der Erträge geführt – gleichzeitig hat sie aber auch die intragene Vielfalt reduziert.» Also die genetische Vielfalt innerhalb der Kulturpflanzenarten und genau diese Vielfalt innerhalb einer Art wird aber wichtig, wenn sich Bedingungen ändern.
Angesichts des Klimawandels, des Auftretens neuer Schädlinge und der Entwicklung neuer Krankheiten wird dieser Verlust zu einem Problem. Die heutigen Sorten sind sehr homogen – und damit anfällig. Die mit unseren Kulturpflanzen verwandten Wildpflanzen hingegen haben sich in kontrastreichen, manchmal extremen Umgebungen weiterentwickelt. Sie tragen Gene, die sie widerstandsfähig gegen Trockenheit, Kälte und neue Krankheitserreger machen – Gene, die Züchtende nun wieder in Kulturpflanzen einbringen wollen.