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Kommentar
Maur
29.05.2024

«Maurmer Post»: die heisse Kartoffel weitergereicht

Was geschieht mit der Dorfzeitung? Die «Maurmer Post» im Würgegriff der Politik.
Was geschieht mit der Dorfzeitung? Die «Maurmer Post» im Würgegriff der Politik. Bild: Maurmer Post / ZO24
Die Unruhen um die Dorfzeitung «Maurmer Post» nehmen kein Ende. Nun stiehlt sich der Gemeinderat von Maur aus der Verantwortung. Und eine andere politische Instanz soll entscheiden.

Bis Ende Mai hatte der Maurmer Gemeinderat um den Gemeindepräsidenten und ZKB-Banker Yves Keller (FDP) Resultate bezüglich der Zukunft der Dorfzeitung «Maurmer Post» versprochen. So gesehen darf man der Exekutiven ein unbürokratisch horrendes Tempo attestieren. Das Gremium informierte am Mittwoch bereits zwei Tage vor Kontrollschluss.

Mehr Fragen als Antworten

Dennoch hinterlässt die Stellungnahme auf der Gemeinde-Homepage mehr Fragen als dass sie Antworten liefert. Die Maurmer Politik schiebt die «heisse Kartoffel» fast schon panikartig an den Bezirksart in Uster weiter. Oder mit anderen Worten: Eine politische Instanz tritt die Verantwortung an eine andere politische Instanz ab – und dies bezüglich einer Materie, bei der die Fachkompetenz hüben wie drüben dünngesät ist.

Weder im Maurmer Gemeinderat noch im Bezirksrat Uster gibt es eine Person, die sich auf beruflicher Ebene in der Welt des Journalismus bewegt oder richtig auskennt.

Frage nach der Zuständigkeit

Nun soll der Bezirksrat über die künftigen Strukturen der Maurmer Dorfzeitung entscheiden. Ob er dafür politisch aber wirklich zuständig ist, bleibt abzuwarten.

Fakt ist aber: In den vergangenen Monaten sind vier (!) Aufsichtsbeschwerden bezüglich der Unabhängigkeit der «Maurmer Post» beim Bezirksrat eingegangen – jene Unabhängigkeit, die von der Maurmer Gemeindeversammlung im Juni 2023 imperativ eingefordert wurde.

Die Steuerzahler vor den Kopf gestossen

Damals wurde die Privatisierung der Zeitung exakt aus diesem Grund abgelehnt. Seither ist viel Wasser den Dorfbach runtergeflossen. Nach der Misswirtschaft der Gemeindebehörden mit der Installation und Desavouierung einer Kommission, nach dem gezielten Einwirken durch die Gemeindebehörden ins journalistische Tagesgeschäft und der Nomination einer willfährigen Redaktionsleitung hat die Gemeinde nicht zuletzt die Leser und Steuerzahler vor den Kopf gestossen. Diese kostet die «Maurmer Post» in ihrer jetzigen Form nicht weniger als 300‘000 Franken pro Jahr. Das ist ganz viel Geld für ein Blatt, das in den vergangenen Wochen zum blossen Kommunikationsorgan des Gemeinderats degradiert wurde.

Vor einer Neuausrichtung?

Doch es gibt eine gute Nachricht: Jedes Ende kann auch ein Anfang bedeuten – und die Basis zu einer konsequenten Neuausrichtung mit einem wirklich unabhängigen Herausgeber. Sicher ist: Fortsetzung folgt.

Thomas Renggli