Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Kommentar
Maur
15.03.2025
15.03.2025 09:54 Uhr

«Maurmer Post Kommission»: Neuer Wein in alten Schläuchen?

Echter Neustart oder Alibiübung? Man wird sehen.
Echter Neustart oder Alibiübung? Man wird sehen. Bild: pixabay.com
Nach dem Debakel um die «Maurmer Post» wurde die gleichnamige Kommission ausgesetzt. Nun soll sie neu besetzt werden. Ob die alle Probleme löst?

Rückblende: Vor einem Jahr erschien in der Dorfzeitung von Maur, der «Maurmer Post», ein Bericht zu einem Mordfall in der Gemeinde, der das Dorf erschütterte. Der Bericht hatte es in sich: Eine Verwandte des Getöteten erhob schwere Vorwürfe an die Adresse der Gemeinde und machte eine der Behörden indirekt für die Tragödie mitverantwortlich.

Der Artikel führte zum Eklat: Der Vertrag mit dem zum damaligen Zeitpunkt befristet angestellten Chefredaktor wurde nicht verlängert, der zweite involvierte, langjährige Redaktor, wurde – kurz vor seiner Pensionierung – entlassen.

Grund: Die von der Gemeinde angestellten Schreiberlinge hatten nach Ansicht des Gemeinderates journalistische Grundregeln missachtet, weil die im Bericht angeschuldigte Behörde keine Gelegenheit gehabt habe, in der gleichen Ausgabe Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen.

Die beiden Schreiber verteidigten dies damit, dass man die Behörde angefragt habe, sie aber an dem Freitagnachmittag nicht erreichbar gewesen seien.

Zudem stellten sie sich auf den Standpunkt, dass die «Kommission Maurmer Post» von dem geplanten Artikel gewusst und schlussendlich auch das Gut zum Druck erteilt habe.

Was folgte, ist bekannt: Anwälte wurden eingeschaltet, es formierte sich Widerstand in der Bevölkerung sowie ein Verein, der mit einer neuen Zeitung alles anders machen wollte, sie aber aus finanziellen Gründen nach wenigen Ausgaben wieder einstellen musste.

Gleichzeitig wurde die Kommission stillgelegt und der Gemeinderat ist seither verantwortlich für die Herausgabe. Vor kurzem teilte dieser zudem mit, dass die Dorfzeitung zu einer reinen Gemeindepublikation «mit Forumscharakter» werde, ohne politischen Diskurs.

Vor kurzem wurde eine Einzelinitiative von Vertretern des erwähnten Vereins vom Gemeinderat für ungültig erklärt, weil die Forderungen gegen übergeordnetes Recht verstossen würden. Dagegen hat der Verein bereits Rekurs eingelegt (wir berichteten).

Alibiübung?

Nun teilt der Gemeinderat mit, dass für den Rest der Amtszeit 2022–2026 eine neue Kommission gewählt werden soll. In seiner Mitteilung schreibt der Gemeinderat: «Die Aufsicht über die Maurmer Post obliegt einer fünfköpfigen Kommission. Ihre Mitglieder werden jeweils durch den Gemeinderat für vier Jahre gewählt. Die Kommission Maurmer Post muss für die laufende Amtsdauer neu besetzt werden.»

Gesucht werden vier Mitglieder sowie eine Präsidentin oder ein Präsident.

«Die Kommission Maurmer Post ist das Bindeglied zwischen Bevölkerung und Redaktion», beschreibt es der Gemeinderat. Die Mitglieder seien dafür zuständig, dass die «bestehenden Vorgaben bezüglich der Inhaltsproduktion und des Budgets» eingehalten werden. Darüber hinaus ist die Kommission für die Rekrutierung der Chefredaktion sowie der weiteren Redaktionsmitglieder, mit Vorschlag an den Gemeinderat, zuständig.

Wahlvorschläge können eingereicht werden

«Sind Sie integriert in das Gemeindeleben von Maur, haben ein Flair für Kommunikation und Medienarbeit und möchten sich für unsere Maurmer Post engagieren? Dann senden Sie uns Ihren Wahlvorschlag mit einem kurzen Lebenslauf», wirbt der Gemeinderat für das Amt.

Leider informiert der Gemeinderat in seiner Mitteilung nicht, wie genau das Pflichtenheft dieser alten neuen Kommission aussehen soll. Denn das war ja letztendlich das Problem bei der ganzen Sache: Niemand in der vom Gemeinderat gewählten Kommission fühlte sich verantwortlich oder wurde je aufgefordert, Stellung zu nehmen.

Dass «bestehende Vorgaben» gelten sollen, deutet stark darauf hin, dass sich wenig bis nichts ändern wird und die Neuwahl nicht mehr als eine Formsache sein wird – zumindest bis 2026.

So ist fraglich, ob neue Köpfe unter alten Vorgaben massgeblich etwas an der Situation und in eine positive Richtung verändern werden. Und man kann sich fragen: Wenn die «Maurmer Post» zum reinen Mitteilungsblatt der Gemeinde mutiert, über dessen Inhalt letztendlich der Gemeinderat entscheidet, warum braucht es dann überhaupt noch eine Kommission?

Die vom Gemeinderat gesuchten Skills decken jene der entlassenen Redaktoren ab. Jene Redaktoren, die einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung genossen, aber auch ihren Teil zum Eklat im letzten Jahr beigetragen haben und seither kein gutes Wort mehr am Gemeinderat lassen.

Ob sie sich zur Wahl zur Verfügung stellen oder lieber unabhängig weiter kämpfen, wird man in Kürze in den Wahlvorschlägen sehen.

Klar ist, dass die Auswahl an Menschen, die über die geforderten Skills verfügen, wie überall, rar gesät sind. Und neben «Flair für Kommunikation und Medienarbeit» braucht es mehr, um endlich Ruhe in die Sache zu bringen. Es braucht Teamgeist, Empathie und der klare Wille für einen Neustart – auch von Seiten Gemeinderat. Denn nicht ihm gehört die «Maurmer Post». Sie gehört den Maurmerinnen und Maurmern, die eine schöne Stange Steuergeld dafür zahlen. Mutiert die Dorfzeitung wirklich zum Verlautbarungsblatt des Gemeinderats, braucht es keine Viertelmillion Franken mehr.

Barbara Tudor