Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Maur
17.05.2024
21.10.2024 09:53 Uhr

Bevölkerungsschutzgebäude:«Warum lässt man nicht Private bauen?»

Die Feuerwehr Maur möchte ein adäquates Dach über dem Kopf. Doch muss es wirklich so teuer sein?
Die Feuerwehr Maur möchte ein adäquates Dach über dem Kopf. Doch muss es wirklich so teuer sein? Bild: Gemeinde Maur
18 statt 9 Mio. Franken. Das geplante Bevölkerungsschutzgebäude der Gemeinde Maur wird massiv teurer. Am 9. Juni entscheidet das Stimmvolk an der Urne. Gedanken zur Entscheidungsfindung.

Was macht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS)? Die Antwort lässt sich auf dessen Homepage finden: Es beschäftigt sich im Moment intensiv mit der Lage in der Ukraine und deren Auswirkungen auf die Schweiz.

Was macht die Gemeinde Maur? Sie befördert ein neues Feuerwehrdepot in der Looren zum «Bevölkerungsschutzgebäude», wie man es in der Maurmer Post vom 26. April lesen konnte. Es war nur einer von vielen Artikeln auf Kosten der öffentlichen Hand über das Vorhaben, was viele Kritiker als «Einseifung» der Bevölkerung und Zwängerei empfinden.

Gemeinderätin gegen Publikation von Umfrage

So hatte Gemeinderätin Claudia Bodmer bereits in der Maurmer Post vom 2. Februar 2024 im Interview den Teufel an die Wand gemalt. «Ein Nein würde die Sicherheit verschlechtern», liess die Magistratin verlauten. Und: Sie war dagegen, dass in der Maurmer Post eine Umfrage unter der Maurmer Bevölkerung zum Thema publiziert wird.

Rekurs beim Bezirksrat

So oder so: Nach einem Urnengang vor vier Jahren und einem Rekurs beim Bezirksart in Uster im Jahr 2022 kommt es am 9. Juni 2024 zur nächsten Abstimmung. Dann wird also, nennen wir das Kind beim Namen, über ein neues und modernes Feuerwehrdepot abgestimmt. Das Preisetikett: Knapp 20 Millionen Franken und damit mehr als doppelt so viel wie beim ursprünglichen Projekt.

Kritiker meinen, dass für eine fällige Modernisierung des Feuerwehrdepots klar weniger Geld ausgegeben werden müsste und man Alternativen studieren sollte – umso mehr, als die Referenzwerte fast ausschliesslich von reichen Goldküstengemeinden stammen. Zudem: Nicht nur ist unsere Bevölkerung, wie es die Gemeindebehörde richtig feststellt, gewachsen, sondern das Sicherheits- und Schutzbedürfnis hat sich auch klar gewandelt.

Veränderte Gefahrenlage

Brände- und andere Katastrophen sind weniger weit vorne im Sorgenbarometer als Trickbetrügereien, Cyberkriminalität, Einbrüche und Gewalt. Kürzlich veröffentlichte Kriminalitätsstatistiken zeigen hier Rekordmarken in fast allen Bereichen. Von den drohenden Spitalschliessungen mangels an Finanzen, einmal abgesehen.

Vielen Einwohnern wäre es wichtiger, dass in einer grossen Gemeinde wie Maur wieder ein Polizeiposten und regelmässige Patrouillen für Sicherheit sorgen, als dass Feuerwehreinsatzkräfte auf die vorgeschriebene Sekunde genau am Einsatzort wären. Diesbezüglich ist die Maurmer Post vom 26. April aber sehr hoffnungsvoll und meint, dass bei einem erneuten Scheitern an der Urne die verantwortliche Gebäudeversicherung des Kantons Zürich mit der Gemeinde gemeinsam Lösungen suchen wird. Vielleicht müssen die Stimmbürger die Gemeindebehörde zu diesem Dialog mit der GVZ zwingen, bevor sich diese ein Denkmal setzen kann.

Idee mit privaten Bauherren

Auch ein anderer Lösungsansatz müsste in die Überlegungen einbezogen werden: «Weshalb lässt man nicht Private bauen? Dann kommt es garantiert billiger.» Diese Frage stellt ein erfahrener Architekt und Baufachmann aus Ebmatingen (wir berichteten). Die Erfahrung zeige, dass die Kosten in der Regel deutlich höher werden, wenn die öffentliche Hand baut. Die Idee: Die Gemeinde überträgt den Aufwand beispielsweise einer privaten Immobilienfirma – und nutzt das Gebäude als Mietpartei: So könnte man einen monatlichen Betrag budgetieren, der keinen kurzfristigen Schwankungen untersteht.

Weisslingen macht es vor

Wie auch immer. Es wäre noch nicht zu spät, wenn die Gemeinde mit der Bevölkerung in einen offenen und konstruktiven Dialog treten würde. So wie unlängst das weit kleinere Weisslingen im Zürcher Oberland. Dort hatte die Gemeinde für künftige richtige Entscheidungen per Umfrage bei der Bevölkerung in Erfahrung gebracht, wie sicher man sich in der Gemeinde fühlt.

Die Gemeinde Maur dagegen hat in Sachen «Vernehmlassung» noch einen grösseren Nachholbedarf. Davon zeugt auch die letzte politische Schlappe – mit dem an der Bevölkerung weit vorbei konzipierten Parkleitkonzept.

Christoph Lehmann, Redaktion «Maurmer Zeitung»