«Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten». Was der Begründer der deutschen Sozialdemokratie August Bebel im 19. Jahrhundert feststellte (und Helmut Kohl 1995 wiederholte), gilt auch heute. Deshalb blicken wir an dieser Stelle von Zeit zu Zeit zurück – in längst vergangene Epochen, die aber die Basis zum heutigen Gemeindeleben bilden.
Geburtswehen der Volksschule
Die Schule im Wandel der Zeiten – auf kantonaler wie auf Gemeindeebene – war das Thema der Maurmer Neujahrsblätter 1998. In vier grossen Kapiteln, verfasst von ehemaligen Lehrkräften, wurde die Entwicklung des Schulwesens von seinen Anfängen auf hochspannende Weise aufgezeigt. Max Meier, eine der interessantesten und kontroversesten Persönlichkeiten in der Geschichte der Gemeinde Maur, schrieb über die Geburtswehen der Zürcher Volksschule – und ist am Schluss dieses Texts selber ein Hauptdarsteller.
Der erste Schulmeister und fromme Lieder
In der Maurmer Kirchengutsrechnung von 1571 werden erstmals Ausgaben für einen Schulmeister erwähnt. 1638 lernten 70 Kinder in einer niedrigen Schulstube Bibelverse und fromme Lieder. Der Lehrer unterrichtete meist im eigenen Haus, bis 1729 ein Schulhaus gebaut wurde. Er lebte kärglich. Je mehr Schüler, desto besser der Lohn, zu dem jährlich ein Paar Schuhe gehörte.
Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt jeder Ortsteil ein eigenes Schulhaus. Der Grossteil der Bevölkerung war sehr arm. Die Kinder mussten zum Unterhalt der Familie beitragen. Im industrialisierten Oberland arbeiteten sie in den Fabriken, in Maur in den Bauernbetrieben. Der Schulbesuch kam daneben zu kurz.